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Die Geschichte des Klaviers

 

 

Die Geschichte des Klaviers

 

Das Klavier ist noch recht jung – zumindest musikhistorisch betrachtet. Denn erst mit der Entwicklung des Hammerklaviers zu Beginn des 18. Jahrhunderts konnte das Tasteninstrument seinen Siegeszug als Begleit- und Soloinstrument antreten. Wie die ersten tastenbetriebenen Saiteninstrumente entstanden und was auf dem musikalischen Weg zum modernen Klavier sonst noch passierte, erfahren Sie in diesem Beitrag.

 

 

 

Was ist ein Klavier?

Ein Klavier ist ein Musikinstrument, das zur Kategorie der Tasteninstrumente gehört. Der Name leitet sich vom lateinischen Wort clavis ab, was Schlüssel bedeutet. Im Mittelalter wurden Tonstufen oft als clavis bezeichnet und teilweise auf Orgeltasten geschrieben. Dies führte dazu, dass sich der Begriff als Name für die Taste etablierte. Im Französischen hieß dann die Gesamtheit der Tasten clavier, woraus sich schließlich im Deutschen das Klavier entwickelte.

Das moderne Hammerklavier erzeugt Töne durch kleine Hämmerchen, die gegen Saiten schlagen, wenn die Tasten gedrückt werden. Die Tastatur eines Klaviers besteht in der Regel aus 88 Tasten, die eine Reihe von sieben Oktaven plus eine Moll-Terz umfassen. Dank seiner vielseitigen Spielmöglichkeiten wird es in verschiedensten Musikgenres verwendet, von klassischer Musik, über Jazz, bis hin zu Popmusik.

 

 

 
Vorläufer des Klaviers
Klavier Vorläufer
 

 

 

Die Vorläufer des Klaviers

Die Entwicklung von Tasteninstrumenten und damit auch des Klaviers basiert auf jahrtausendealten Saiteninstrumenten. Diese lassen sich auf drei verschiedene Arten in Schwingung versetzen: durch Zupfen, Streichen und Schlagen. Ein frühes Beispiel für ein Instrument, dessen Saiten angeschlagen werden, ist das Hackbrett, das schon in der Antike bekannt war.

Die ersten tastenbetriebenen Saiteninstrumente kamen im 14. Jahrhundert auf und nutzten die bereits recht weit entwickelte Orgel als Vorbild. Das war ein bedeutender Schritt in der Musikgeschichte: Denn es ermöglichte Musikern, die Töne präziser und kontrollierter zu erzeugen. So legten sie den Grundstein für die Entwicklung weiterer Tasteninstrumente, darunter

  • • das Clavichord,
  • • das Cembalo und
  • • das Klavier.
    •  

      Tasteninstrumente hatten im Laufe der Zeit eine tiefgreifende Wirkung auf die Musikwelt, da Komponisten und Interpreten mit ihnen eine größere Bandbreite an Klängen und Tonnuancen erzeugen konnten. Damit beeinflussten sie die Entwicklung von Musikstilen und -genres wesentlich.

 

 

 

Clavichord – die Ursprünge der Dynamik

 

 

 
Clavichord
Clavichord
 

 

 

Das Clavichord entstand bereits im Mittelalter und gilt als direkter Vorläufer des Klaviers. Bei diesem Tasteninstrument werden die Saiten mit einer Metalltangente angeschlagen und so zum Klingen gebracht. Die besondere Technik ist ein wesentliches Element für die Dynamik des Clavichords. Durch die Stärke des Anschlags kann der Spieler die Lautstärke einzelner Töne variieren und damit Ausdruck und Emotion in seine Musik einbringen. In diesem Punkt hat das Clavichord einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des Klaviers geleistet, denn beim späteren Cembalo ging diese Funktion wieder verloren.

 

 

 

Cembalo – das gezupfte Tasteninstrument

 

 

 
Altes Cembalo
Altes Cembalo
 

 

 

Ein weiterer wichtiger Vorläufer des Klaviers war das Cembalo. In der Renaissance entwickelt, wurde es bis weit in die Barockzeit hinein gespielt. Im Vergleich zum modernen Klavier hat das Cembalo einen kleineren Tonumfang. Der helle, obertonreiche Klang verleiht ihm ein charakteristisches Klangbild.

Eine Besonderheit des Cembalos liegt in seiner Mechanik: Die Saiten werden mit Plektren, sogenannten Kielen, gezupft und nicht wie beim Klavier von Hämmerchen angeschlagen. Daher hat der Tastendruck beim Cembalo kaum Einfluss auf die Lautstärke des Tons. Stattdessen liegt der Fokus auf der Artikulation, also darauf, wie die Töne aneinandergereiht und hervorgehoben werden, um eine Melodie zu erzeugen. Um die Klangfarbe und Lautstärke trotzdem etwas zu variieren, wurde das 4-Fuß-Register eingeführt.

Die typische Flügelform des Cembalos diente auch als Vorbild für die ersten Klaviere. Zusätzlich gab es „platzsparende“ Formen wie das Virginal und das Spinett, die auch in kleineren Räumlichkeiten eingesetzt werden konnten. Heute wird das Cembalo vor allem für die authentische Wiedergabe von Barockmusik verwendet. Musiker und Musikwissenschaftler schätzen es wegen seines historischen Wertes und seiner Fähigkeit, den ursprünglichen Klang und Charakter der Barockmusik auszudrücken.

 

 

 

Die Geschichte des Klaviers im Lauf der Jahrhunderte

Die Entwicklung des Klaviers wurde durch einen entscheidenden Mangel der bisherigen Tasteninstrumente vorangetrieben: die begrenzte Möglichkeit der Lautstärkeregulierung. Während des späten 17. Jahrhunderts begannen Instrumentenbauer und Musiker, an einem Instrument zu tüfteln, das eine dynamischere Spielweise ermöglichen sollte. Diese Suche führte letztendlich zur Erfindung des Hammerklaviers – eine Rückkehr zur expressiven Dynamik des Clavichords.

 

Das revolutionäre Hammerklavier

Das Hammerklavier, auch bekannt als Pianoforte, wurde vom italienischen Instrumentenbauer Bartolomeo Cristofori entwickelt und gilt als eine der bedeutendsten Innovationen in der Geschichte des Klaviers. Cristofori arbeitete am Hofe der Medici in Florenz und präsentierte seine bahnbrechende Hammermechanik erstmals im Jahr 1709 der Öffentlichkeit.

Die Hauptmerkmale des Hammerklaviers:

  • • Es kann sowohl leise als auch laut spielen (piano e forte).
  • • Bei der Stoßmechanik wird der Hammer mithilfe einer Stoßzunge und eines Übersetzungshebels gegen die Saiten geschleudert.
  • • Die neue Technik ermöglichte den Musikern eine deutlich größere Kontrolle über Dynamik und Ausdruck.

 

Die Reaktionen der Zeitgenossen auf das Pianoforte waren gemischt: Der deutsche Komponist Johann Sebastian Bach bemängelte, dass die Höhen zu schwach und der Anschlag schwierig seien. Der Italiener Lodovico Giustini erkannte jedoch das Potenzial des Hammerklaviers und komponierte 1732 die erste speziell für dieses Instrument geschriebene Musik – mit Anweisungen zum Crescendo und Decrescendo.

Eine bedeutende Weiterentwicklung des Hammerklaviers erfolgte durch den sächsischen Orgelbauer Johann Gottfried Silbermann. Bis 1726 verbesserte er das Instrument merklich:

  • • Er führte die Prellmechanik ein, die eine schnellere Wiederholung der Töne ermöglichte.
  • • Er erfand eine Dämpfungsaufhebung mit Handhebeln – heute als Forte-Pedal bekannt und Grundausstattung jedes Klaviers.

Dank dieser Innovationen spielte das Hammerklavier eine bedeutende Rolle am Hofe Friedrichs des Großen und erlangte ab 1780 eine größere Nachfrage als das Cembalo. Mit seiner erweiterten dynamischen Bandbreite und der verbesserten Spielbarkeit setzte sich das Hammerklavier schließlich als eines der wichtigsten Tasteninstrumente durch und läutete eine neue Ära in der Musikgeschichte ein.

 

Wiener Mechanik

Der Augsburger Orgelbauer Johann Andreas Stein begann ab 1750, die Prellmechanik von Johann Gottfried Silbermann zu verbessern. Er führte unter anderem eine Auslösung ein, sodass das Klavier besser spielbar wurde. Außerdem entwickelte er aus Silbermanns Technik die sogenannte Prellzungenmechanik, die ab 1781 als „Deutsche Mechanik“ in die Musikgeschichte einging.

Weitere Innovationen aus Steins Feder:

  • • Das Klaviergehäuse wurde robuster gestaltet und mit mehreren Streben verstärkt.
  • • Der Resonanzboden wurde kräftiger dimensioniert und durchgehend mit Rippen versehen, die unter Spannung standen.
  • • Die Veränderungen führten zu einem neuen Klangcharakter des Klaviers: heller, durchdringender und präsenter.

 

Dank dieser Neuerungen bereitete Stein die Basis für das Klavier als Soloinstrument.

Die Nachkommen von Johann Andreas Stein siedelten später nach Wien um und setzten die Verbesserungen an der Mechanik fort. Unter der Bezeichnung „Wiener Mechanik“ wurde sie zu einem maßgeblichen Standard für Klaviere. Ein Beispiel für die Innovation der Wiener Mechanik: der Fänger. Er verhindert, dass der von der Saite herabfallende Hammer zurückspringt und einen doppelten Ton erzeugt.

Die Wiener Mechanik war ein entscheidender Schritt in der Evolution des Klaviers und legte den Grundstein für die Instrumente, die heute auf den Konzertbühnen und in den Wohnzimmern weltweit zu finden sind.

 

Englische Mechanik

Die „Englische Mechanik“ ist eine Weiterentwicklung von Cristoforis Stoßmechanik. Der Stein- und Silbermann-Schüler Christian Ernst Friederici legte mit seinen Tafelklavieren den Grundstein. Er nutzte die Kastenform des Clavichords und experimentierte mit aufrecht stehenden Instrumenten. Ein besonders sehenswertes Exemplar ist sein Pyramidenflügel.

Im Jahr 1772 entwickelte Americus Backers eine neue Stoßzungenmechanik – den direkten Vorläufer der Englischen Mechanik. Dank ihrer kostengünstigen und einfachen Konstruktion wurde das Klavier vor allem in England zu einem beliebten Instrument, das sich immer mehr Menschen leisten konnten.

 

 

 

Moderne Klaviere – von akustisch bis elektronisch

 

 

 
Moderne Klaviere
Moderne Klaviere
 

 

 

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren Flügel mit Prellzungenmechanik weit verbreitet. Der Klang dieser Instrumente war im Vergleich zu modernen Konzertflügeln leiser und erforderte daher einen deutlich gefühlvolleren Anschlag. Die ersten aufrechten Klaviere wurden dann zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelt. Die Besonderheit: Die Hämmer schlugen von hinten auf die Saiten, ähnlich wie bei heutigen Klavieren.

Weitere Meilensteine auf dem Weg zum modernen Klavier:

  • • 1821: Sébastien Érard entwickelt auf Basis der Englischen Mechanik eine Repetitionsmechanik
  • • 1826: Befilzung der Hammerköpfe durch Johann Heinrich Pape
  • • 1830: kreuzsaitiger Bezug erlaubt bei gleicher Höhe bzw. Länge des Instruments längere Basssaiten
  • • 1866: Carl Rönisch entwickelt den gusseisernen Rahmen, um dem Klavier mehr Stabilität zu verleihen

 

Heute sind zwei Varianten des Klaviers verbreitet: das aufrechte Klavier und der Flügel. Während das aufrechte Klavier in der Regel günstiger ist und einen geringeren Platzbedarf hat, überzeugt der Flügel mit einem volleren Klangvolumen, einem klarer definierten Spiel und einem besseren Repetitionsverhalten.

Am Klang selbst haben Klavierbauer in den letzten 100 Jahren nicht mehr viel optimiert. Doch der technologische Fortschritt in der Elektronik hat vor allem ab den 1980er-Jahren für eine neue Entwicklung gesorgt: E-Pianos und Silentklaviere. Erfahren Sie in unserem Ratgeber mehr zu den Besonderheiten dieser Instrumente.